Eine Kriminalgeschichte


Aus dem Eintrag im Handelsregister ist zu entnehmen: Firma Knack GmbH Gesellschaftskapital Fr. 100000 voll libriert. Zweck der Firma, Aufbrechen von gepanzerten Objekten, verschieben von Autos, Handel mit Menschen, Organen und Raubkunst. Alleinige Anteilseignerin und Geschäftsführerin ist die Panzerknackerin. Sie beschäftigt zwölf Muskelprotze.


Der jetzige Auftrag führt die Mannschaft in die Kanalisation von wo sie seit drei Nächten ein Loch in die Wand des im Keller befindlichen Tresorraumes der Bank bohren. Um die Mitarbeiter bei Laune zu halten spendiert die Firma jeweils das Mitternachtsessen. Auf dem Platz neben der geöffneten Dole, die in die Kanalisation führt, sind zwei der Muskelmänner dabei, ein Spanferkel zu braten. Als Brennholz dienen die Holztische und Stühle eines in der Nähe befindlichen Restaurants. Von Zeit zu Zeit übergiessen sie das Ferkel mit Wodka. Der Schnaps findet aber auch den Weg in ihre Kehlen.


Sie sind schon ganz lustig und singen laut in die Dunkle Nacht hinaus


„Ich hatt einen Kameraden

Einen bessern findst du nit.

Die Trommel schlug zum Streite

Er ging an meiner Seite

Im gleichen Schritt und Tritt.“


Leider finden das die Anwohner nicht so lustig, und rufen die Polizei.


Kriminalkommissär Sepp Wäckerli verbringt die Nacht mit Heidi, seiner neuesten Eroberung, als das Handy gerade vor dem Höhepunkt schrillt. Ärgerlich nimmt der das Handy ans Ohr.


„Was ist?" brummt er.

„Wir haben die Panzerknackerin bei einem Bankeinbruch in Flagranti erwischt“ meldet die Stimme der Polzeistreife am anderen Ende der Leitung.

“Habt Ihr sie schon verhaften?“

„Nein wir warten auf sie“.


Endlich dachte er, jetzt kann ich dieses Sauweib endlich einbuchten. Die Mannschaft der Knack GmbH hat von allem nichts mitbekommen. Gebannt schaut die Panzerknackerin auf das immer grösser werdende Loch in der Tresorwand als ihr plötzlich jemand auf die Schulter tippt. Sie dreht sich um und schwupps, stecken ihre Hände in Handschellen. Vor ihr steht Kriminalkommissär Sepp Wäckerli.


„So jetzt habe ich dich, ich werde dafür sorgen, dass du die nächsten fünfundzwanzig Jahre hinter Gitter verbringst und bei meiner liebsten Beschäftigung hast du mich auch noch gestört. Dafür hättest du lebenslange Verwahrung verdient. Jetzt gehen wir auf den Posten zur Aufnahme der Personalien und einige nette Fotos von dir für unser Archiv wollen wir auch noch machen. Aber ich möchte meine Handtasche mitnehmen. Darin habe ich Schminke. „Ich möchte ja auf den netten Fotos auch nett aussehen und in guter Erinnerung bei Euch bleiben.“


Kriminalkommissär Sepp Wäckerli ist ein Mann der alten Schule und den Frauen gegenüber immer zuvorkommend. Deshalb erlaubt er ihr, die Handtasche mitzunehmen. Auf dem Polizeiposten schlägt Wäckerli der Panzerknackerin einen Deal vor. Wenn sie seine Initiative unterschreibe, er sei Präsident des Männerbundes für die alte gute Ortnung, könne er dafür sorgen, dass sie nicht all zu lange in den Knast müsse. Er habe Beziehungen bis in die höchsten Kreise. Er wolle die gute alte Schweiz wieder herstellen. Dafür müsse man wieder den Art. 160 und 161 des ZGB, der Mann ist das Oberhaupt der Familie und so weiter in Kraft setzen und das Frauenstimmrecht abschaffen, dann würde das Schweizervolk an der Urne wieder vernünftige Urteile fällen.


Das Gesicht der Panzerknackerin, eine radikale Feministin, verfärbt sich dunkelrot vor Wut. Sie schreit:

„Unterstehen sie sich, glauben sie, ich hätte Lust so ein langweiligen Job zu machen und euch Männer als Wasserträgerin zu dienen?Ich bin eine erfolgreiche Unternehmerin und meine Firma ist eine Goldgrube. Ich habe schon längst ausgesorgt. Ich führe die Firma nur aus sozialer Verantwortung weiter. Ich will meine Mannschaft nicht auf die Strasse stellen. Sie können uns nichts nachweisen und heute ist auch noch nicht das letzte Wort gesprochen.“


Sie nimmt ihre Handtasche öffnet sie und heraus klettert eine Vogelspinne. Sie weiss das der Kriminalkommissär unter einer Spinnenphobie leidet. Der Finanzchef der Firma Knack hat ein Verhältnis mit Frau Wäckerli. Bei den Schäferstündchen erfährt der Finanzchef allerlei über ihren Mann und die Polizei was der Firma Knack zugute kommt.


Wäckerli stösst einen gellenden Schrei aus und fällt in Ohnmacht. Mit einem Satz springt die Panzerknackerin zum Fenster hinaus und unten auf das Sprungtuch. Es wartet ein als Ambulanz getarntes Fluchtauto auf sie. Mit Blaulicht rast sie davon. Sie hat sich dem Zugriff der Justiz endgültig entzogen. Sie residiert in Begleitung von zwölf Jungmänner auf dem Kometen Chury (Churyumov-Gerasimenko).


Am Jahrestag ihres kühnen Sprunges aus dem Fenster veranstaltet sie ein grosses Fest in ihrer Villa. Alle Gäste und sie selbst erscheinen zu diesem Anlass in Sträflingsuniformen.


Wäckerli ist in die psychiatrische Anstalt eingewiesen worden. Er ist nicht mehr ansprechbar und leidet unter akuten Schreikrämpfen.


Die Firma Knack GmbH existiert weiter. Sie ist von Frau Wäckerli und ihrem Liebhaber dem Finanzchef übernommen worden.




David Schlatter - Erdhausen 23 - 9315 Neukirch (Egnach)